Das Ultranet-Projekt ist die einzige der neu geplanten, quer durch Deutschland verlaufenden Mega-Stromtrassen, die komplett oberirdisch geführt werden soll. Es ist vorgesehen, dass eine bestehende Hochspannungstrasse mit dzt. zwei Hochspannungs-Wechselstromübertragungen so umgerüstet wird, dass in Zukunft eine Wechselstrom- und eine Gleichstromhöchstspannungsleitung mit je 380kV gleichzeitig auf einem Mast betrieben werden können.
In Niedernhausen im Taunus basiert diese „Bestandsstrecke“ auf einer Linienführung aus der Zeit der Weimarer Republik und wurde ständig in ihrer Kapazität aufgestockt, ohne auf die inzwischen entstandene Bebauung im Umfeld der Leitung Rücksicht zu nehmen, bzw. die Abstände anzupassen.
Der jetzt vorgesehene, exorbitante Spannungs- und Kapazitätsausbau in dicht besiedelten Wohngebieten und die fehlenden Erkenntnisse über Umweltauswirkungen dieser weltweit erstmals praktizierten Technik erregten den Unmut der Anwohner, die sich in einer Bürgerinitiative zusammenschlossen.
Die Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde ist nicht nur zuständig für die Realisierung dieser Transitleitung, sondern ist auch in der Pflicht, planerisch die Expansions- und Entwicklungsmöglichkeiten der Kommunen in Betracht zu ziehen und zu berücksichtigen.
Fehlende Möglichkeiten der Baulandneugewinnung im Rhein-Main-Ballungsraum veranlassten das hessische Wohnungsbauministerium zu einer sogenannten „Bauland-Offensive“. Das Ministerium stellt dafür sofort 75 Millionen Euro zur Verfügung, “damit die Kommunen Brachflächen, Baulücken und neues Bauland erschließen und ihre Infrastruktur zukunftsfähig entwickeln können“, so Minister Al-Wazir in einer Regierungserklärung vom 17. Juni 2019.
Allein in Niedernhausen würden durch eine Verschwenkung und Bündelung der Bestandstrasse nebst parallel verlaufenden Leitungen und Innerorts befindlichem Umspannwerk an die 7 ha quasi baureifes Gelände gewonnen, da die Infrastruktur wie Straßen und Versorgungsleitungen größtenteils bereits bestehen. Die Bürgerinitiative hat wiederholt bei verschiedenen Gelegenheiten auf diesen Umstand hingewiesen und die Bundesnetzagentur auf ihre planerische Verantwortung hingewiesen.
Zurzeit finden unter Leitung des hessischen Wirtschaftsministeriums Verhandlungen mit der Bundesnetzagentur, den Versorgungsbetrieben, den Kreisverwaltungen und den Kommunen, sowie den zuständigen Genehmigungsbehörden statt.