Offener Brief an Volker Bouffier

Sehr geehrter Herr Bouffier,


Am Rande einer Wahlveranstaltung in Niedernhausen/Oberjosbach am 28.09.18 hatten Vertreter unserer Bürgerinitiative Gelegenheit, Ihnen ihre Anliegen zum geplanten Stromnetzausbau, insbesondere im Rheingau-Taunus Kreis und Main Taunus Kreis, vorzutragen.

Die betroffenen Bürger entlang der geplanten Ultranet-Trasse haben Angst um ihre Gesundheit und befürchten einen Wertverlust Ihrer Immobilien. Wir haben allen Grund zu vermuten, dass nicht nur das uns bereits bestätigte Hautkribbeln und Brummen in der Nähe der Leitung wahrzunehmen sein wird – einige von unseren Bürgern fühlen sich schon jetzt sehr schlecht bei dem Gedanken –, sondern dass auch gesundheitliche Beeinträchtigungen, z.B. der Atemwege durch vermehrte Ionenbildung, erfolgen werden.

Für Auswirkungen von elektromagnetischer Strahlung fehlt uns Menschen das passende Sinnesorgan. Für Höchstspannungsgleichstromtrassen (HGÜ) hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) eine sehr unklare Datenlage festgestellt und startet wegen hohen Forschungsbedarfs über mögliche gesundheitliche Auswirkungen bzw. zum Schutzbedarf des Menschen das Forschungsprogramm „Strahlenschutz beim Stromnetzausbau“ (2017 – 2022). Erfahrungswerte über mögliche Gesundheitsschäden gibt es so gut wie keine. Gesundheitliche Schäden durch den Hybridbetrieb werden erst nach Jahren festzustellen sein und zwar als Resultat von Humanstudie an der geplanten Trasse. Die betroffenen Bürger sehen sich als Versuchskaninchen.

Die Parlamente der Kreise und Kommunen dieser Region haben in einer konzertierten Aktion Vorschläge für Trassenalternativen beschlossen, die einen 400 m Abstand bzw. alternativ Erdverkabelung zur Wohnbebauung einhalten, und diese der Bundesnetzagentur (BNetzA) unterbreitet. Wie von unseren Mitgliedern am 28.9.18 in Oberjosbach dargelegt, besteht die
Notwendigkeit, dass diese Vorschläge beim Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) vorgetragen und dort durchgesetzt werden müssen. Auch die vom BMWi angekündigte Novellierung des Netzausbaubeschleunigungsgesetztes (NABEG) gäbe der Landespolitik Gelegenheit und Handlungsmöglichkeiten dieses in Ihrem Sinne zu beeinflussen und Verschwenkungen oder alternativ Erdverkabelung bei Nähe zu bestehender Wohnbebauung zu fordern.

Zu dem Thema veranstaltete unsere Bürgerinitiative am 24.09.18 in Niedernhausen eine ausführliche Podiumsdiskussion mit Abgeordneten der 5 Landtagsfraktionen. Alle haben sich für die Einhaltung des 400 m Abstands bei der Ultranet HGÜ-Trasse ausgesprochen, zum Teil auch für
alternative Erdverkabelung. Ihr Fraktionsmitglied, Dr. W. Arnold aus Fulda, hat an der Diskussionsrunde teilgenommen und uns versprochen, sich persönlich auch bei Ihnen für unser Anliegen einer Verschwenkung bzw. Erdverkabelung einzusetzen, und zwar nicht nur in Niedernhausen.

Bei unserem kurzen Gespräch in Oberjosbach versprachen Sie uns auch, sich persönlich dieser Angelegenheit anzunehmen. Wir setzen unsere Hoffnung auf Ihre Unterstützung und stehen gerne für detaillierte Gespräche zur Verfügung, eventuell auch mit den Fachleuten Ihrer Landtagsfraktion bzw. Landesregierung. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie diesen Dialog intensivieren und ermöglichen würden, damit der Netzausbau im Sinne der Bürger auch gesundheitsverträglich ausgeführt wird und die Akzeptanz und damit auch die Geschwindigkeit der Realisierung im Sinne einer zügigen Energiewende verbessert werden können.

Sehr geehrter Herr Bouffier, HGÜ-Megatrassen mit all ihren Nachteilen gehören nicht in dicht besiedelte Wohnräume. Wir wünschen uns mastenfreie Wohngebiete und hoffen auf Ihre baldige Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Im Namen der Bürgerinitiative
Rainer Wegner

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