Brief an Herrn Bareiß

Im Nachgang zum Ultranet-Gipfel in Berlin am 19. April 2018: Ein betroffener Bürger ist genervt und hat nachfolgenden Brief nach Berlin geschrieben. Was Herr Schildger schreibt, ist sicherlich vielen Menschen entlang der geplanten Ultranet-Trasse aus der Seele gesprochen. Jeder derartige Brief könnte uns helfen.

Sehr geehrter Herr Staatssekretär Bareiß,
(Bundesministerium für Wirtschaft und Energie)

den Artikel „Ultranetleitung soll unter die Erde“ im IDSTEINER Wochenblatt vom 03.05.2018 auf Seite 2 habe ich mit Interesse gelesen. In dem Artikel werden Sie wie folgt wiedergegeben:

„Für Bareiß spricht viel für eine Realisierung der geplanten Gleichstromleitung auf der vorhandenen Trasse. Der wirtschaftliche Aufwand für eine solche Trassenführung wäre wesentlich geringer. Würde man zum jetzigen Zeitpunkt die Variante Erdkabel in das Bundesbedarfsplanungsgesetz aufnehmen, müsste zudem der Planungsprozess neu begonnen werden.“

Ich habe gehofft, dass nach dieser Ihrer Aussage doch noch etwas als Information und Aufklärung für den Bürger kommt und habe das Idsteiner Wochenblatt vom 09.05.2018 abgewartet. Fehlanzeige, es kam nichts mehr. Sie gackern, legen aber das Ei nicht. Warum wohl?

Da kommen u.a. gestandene Politiker aus der Gemeinde, dem Kreis und dem Land zu Ihnen nach Berlin und tragen ihre Argumente vor. Auf die Argumente Ihrer Gäste gehen Sie grundsätzlich nicht ein und wischen alles mit Ihrer Todschlagaussage weg. Ich halte Ihre Aussage für bürgerunfreundlich, einseitig und einfältig.
Hinter Ihrer Aussage könnte man auch Lobbyismus im negativen Sinne vermuten. Für Vermutungen lassen Sie sehr viel Spielraum, da Sie selbst keine klaren und eindeutigen Aussagen machen. Sie hören sich so an, als wäre schon alles geklärt. Wenn dem so ist, dann könnten Sie ja auch in der Tiefe und ausführlich informieren. Oder fühlen Sie sich der Information für den Bürger nicht verpflichtet? Bundespolitik schlägt nicht automatisch gute Gemeinde,- Kreis.- oder Landespolitik.

Sie sagen, wenn zu diesem Zeitpunkt die Variante Erdkabel kommt, dann müsste der Planungsprozess neu begonnen werden. Ja, das ist sinnvoll. Wenn vorher schon Fehler gemacht wurden, dann sollte man Fehler nicht weiterführen, sondern die Fehler korrigieren. Am Geld kann es nicht liegen. Die Stimmen aus Berlin sagen uns immer wieder, dass es unserem Land gut geht. Das bedeutet doch auch, dass im Sinne der Bürger nach dem Gleichbehandlungsgrundsatz, nach Gesundheitsaspekten, nach einer Verträglichkeit mit der Natur und Umwelt sowie nach den Lebens- und Wohnsituationen der Bürger von Ihnen geplant werden muss.

Der ehemalige Ministerpräsident von Bayern hat seiner Zeit zu den geplanten Stromtrassen gesagt: „…ab Bayern unter die Erde.“ Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig. Oder. Was dem einem zusteht, sollte auch den anderen zukommen. Sie erwecken den Eindruck, dass Sie darauf keine Rücksicht nehmen. Arbeiten Sie hier mehr nach dem Sankt-Florians-Prinzip? Nach dem Motto: Wenn die Bürger in der betroffenen Region schon die Masten, die Stromkabel und evtl. Smog haben, dann können die auch noch weitere Leitungen, mögliche Gesundheitsrisiken, mögliche Lärmbelästigungen und den möglichen Verlust ihrer Immobilienwerte ertragen?

Ihre oben erwähnte Aussage könnte man auch als Hilfeschrei nach einer Petition (analog Herrn Spahn) verstehen. Es ist sicherlich keine Problem, Sie im Rahmen einer Petition aufzufordern, dass Sie und Ihre Familie 5 bis 10 Jahre im Abstand von ca. 30 Metern neben einer solchen von Ihnen angedachten Trasse zu leben. Ich hätte allerdings Verständnis dafür, dass Sie eine solche Lebensweise aus Fürsorgepflicht für Ihre Familie ablehnen.

Bitte informieren Sie die Bürger ausführlich über Ihre angedachte Planung. So, wie es sich eigentlich auch gehört.

Nach Ihrem Lebenslauf kann man den Eindruck gewinnen, dass Sie ein unternehmerisch „kühler Rechner“ im positiven Sinne sind. Wenn man es mit Bürger, der Gesundheit und mit der Umwelt und Natur zu tun hat, dann reichen Zahlen nicht aus, hier gilt es mit anderen Werten zu rechen.

Ich hoffe, dass ich als betroffener Bürger bei Ihnen und mit Ihnen nicht mit dem schlimmsten rechnen muss.

Noch ist Zeit. Kehren Sie bitte um.

MfG

Heinz Schildger

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